12 Trends – 12 Monaten – 1 Ausblick! (Teil 1)

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Jan Kristof Arndt 26 März 2019

ie Zukunft beginnt jetzt! Ein Spruch, den man so oder so ähnlich in fast jedem Vorwort von fast jedem Innovationsbuch finden kann. Und auch, wenn wir mindestens einmal zu häufig über diesen Satz gestolpert sind, bleibt die Feststellung natürlich richtig: Die Zukunft hat ihre Wurzeln in der Gegenwart (und in der Vergangenheit, aber die klammern wir an dieser Stelle einmal aus). Und weil das so ist, wollen wir für einen Moment das Fernglas beiseite legen und dafür unsere nähere Umgebung betrachten. In diesem Beitrag geht es nicht um das Big Picture der Zukunftsforschung – also um Trends, die in 10 und 20 Jahren unser Leben bestimmen werden (auch wenn einige der hier behandelten Themen dann sicher auch noch auf der Agenda stehen). Stattdessen wollen wir Prozesse und Veränderungsbewegungen beleuchten, die –wie wir glauben– in den nächsten 12 Monaten ihren endgültigen Durchbruch erleben werden – und damit kurzfristig attraktive Innovationschancen bieten. Bei einigen –vielleicht den meisten Themen– werden Sie denken „das hab ich doch schon mal gehört“, aber darum geht es nicht – nicht dieses Mal. Los geht‘s:

(1) Data goes Private

Während sich früher ausschließlich Großunternehmen mit der systematischen Analyse ermittelter Daten auseinandergesetzt haben, um diese zu ihrem Vorteil einzusetzen, gibt es immer mehr Anbieter und Tools, die auch Privatpersonen in diese Lage versetzen. Xing zum Beispiel bietet seinen Premium-Nutzern ausführliche Informationen darüber, welche anderen User wie häufig das eigene Profil besucht haben, aus welcher Branche diese kommen und wie sie auf einen aufmerksam geworden sind. Diese und weitere Informationen erlauben eine recht fundierte Analyse der eigenen Online-Wahrnehmung, die dabei unterstützen kann, Netzwerkaktivitäten gezielt auszurichten und zu verbessern. Weitere Beispiele für diesen Trend sind Self-Tracking-Devices, die einem erlauben, z.B. seine Vitalfunktionen zu kontrollieren und Fitnesswerte zu erheben. Aus der Auswertung der erhobenen Daten ergeben sich dann Empfehlungen für z.B. ein gesünderes Leben. Oder sowas in der Richtung. Ein, wie wir glauben, gelungenes Beispiel hierfür ist TidePool


(2) Future Centric Decision Making

Jede Entscheidung zielt darauf ab, die Zukunft zu beeinflussen [in der Regel positiv]. Es mag Ausnahmen geben, aber gerade will mir keine einfallen. Manche Entscheidungen basieren dabei auf dem eigenen Bauchgefühl und andere –und um genau diese geht es hier– auf der Grundlage von Zahlen und deren Auswertungen. Dabei konzentriert man sich z.B. auf die finanzielle Entwicklung des eigenen Unternehmens in den letzten 12 Monaten und versucht, daraus Maßnahmen für sein zukünftiges Handeln abzuleiten. Das ist nicht falsch –nicht unbedingt– aber es greift in vielen Fällen zu kurz, fokussiert man sich doch zu sehr auf das, was war, und weniger auf das, was kommen wird. In Konsequenz erleben wir, dass sich Unternehmen auf inkrementelle Weiterentwicklung bereits bestehender Leistungen konzentrieren; insbesondere wenn es einem eigentlich ganz gut geht. Was zählt ist der Status quo – und dabei läuft man Gefahr, den Zeitpunkt zu verschlafen, ab dem sich „Status“ und „quo“ in unterschiedliche Richtungen bewegen. Und spätestens dann wird es ganz schön ungemütlich am Markt. Der Trend geht dahin, vorauszuschauen und sich zu überlegen, wie die Welt in einigen Jahren aussehen könnte und wie man seine Zukunft aktiv gestalten kann. Trendreports werden zur monatlichen Lektüre der in einem Unternehmen strategisch Verantwortlichen, wobei vor allem branchenfremde Veränderungsprozesse als Inspirationsquelle dienen (sollten). Falls Sie hieran interessiert sind, können Sie uns gerne kontaktieren.


(3) Emotion beats function

Unternehmen gleichen sich oft wie ein Ei dem anderen; funktional betrachtet. Um sich nun also komparativ von seiner Konkurrenz abzuheben, muss man lernen, seine emotionale Seite zu zeigen. Das gilt vor allem für B2B-Anbieter! Im Zuge dessen gewinnt (transmediales) Storytelling an Bedeutung – und damit die mit einem Unternehmen und/oder dessen Produkten einhergehende Geschichte. Wer meint darauf verzichten zu können, der irrt. Das gilt auch und vor allem für Vertreterunternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Sie fertigen Autos? Nein, Sie erlauben Menschen über Weihnachten ihre Familie zu besuchen. Das ist ein Unterschied. Sie bauen Häuser? Nein, denn in Wirklichkeit … Das zu beantworten ist Ihre Aufgabe. Als Inspirationshilfe dient die Werbung der Schwäbisch Hall. Je nüchterner Ihr Produkt in den Ohren anderer klingt, desto größer ist die Notwendigkeit, die aus der Funktion resultierenden emotionalen Vorteile zu betonen. Einige Unternehmen haben das verstanden – viele werden folgen!


(4) No Data – No Problem

Kennen Sie das – dieses komische Gefühl, wenn Sie online aufgefordert werden, Ihre persönlichen Daten anzugeben? Ich fand das früher schon immer irgendwie ein bisschen … na, sagen wir mal: unheimlich. Aber seitdem uns Herr Snowden darauf aufmerksam gemacht hat, in welchem Umfang sich die Geheimdienste unserer Welt bemühen, an jede noch so (vermeintlich) uninteressante Information zu kommen, ist es eine schöne Überraschung, wenn man im Internet mal einfach auf eine Leistung zurückgreifen darf, ohne sich gläsern machen zu müssen. In der realen Welt müssen wir ja auch nicht erst die Hose runterziehen, bevor wir beim Bäcker Brötchen kaufen dürfen (ein etwas bizarrer Vergleich, ich weiß). In den nächsten Monaten werden wir einige Beispiele sehen, die sich bewusst darüber definieren, eben keine Cookies zu platzieren und Daten wieder zu löschen. Da mögen jetzt einige denken, dass das ja eigentlich ganz schön „blöd“ sei – aber wir glauben das nicht und sind davon überzeugt, dass dieses Modell Schule machen könnte. Oder sollte.


(5) Drones are everywhere

Bislang kannten wir Drohnen vor allem aus Beiträgen über den Krieg in Afghanistan und der Berichterstattung über das Euro-Hawk-Fiasko – dem wahrscheinlich teuersten Missverständnis in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von diesen Nachrichten nicht abgeschreckt, forschen immer mehr Unternehmen daran, wie sie Drohnen zivil nutzen und dadurch z.B. logistische Prozesse optimieren können. Jeff Bezos –der Gründer des Amazonkonzerns– sprach schon vom „nächsten großen Ding“. Und auch die Deutsche Post testet fleißig, ob und inwiefern sich die Drohne als „Paketkopter“ für die Auslieferung von Päckchen nutzen lässt. Besonders interessant ist der Ansatz des Matternet-Projekts, welches zum Ziel hat, durch den Einsatz einer eigens entwickelten Flugdrohne, Menschen aus strukturschwachen Regionen zu helfen, Anschluss an lokale und globale Märkte zu finden. Mehr Informationen hierzu finden Sie in unserem Beitrag „Wege aus der Armut!


(6) SelfEducation

Studien zeigen, dass sich heute das zur Verfügung stehende Wissen alle sieben Jahre verdoppelt. Das mag beeindruckend klingen – und ist es doch nicht, wenn man überlegt, dass sich dieses Phänomen im Jahr 2030 alle 72 Tage vollziehen wird. Die Frage lautet also nicht, was wir wissen, sondern, wie wir an die jeweils aktuellsten Informationen herankommen und diese dann sinnvoll nutzen können. Die Lehrpläne an unseren Universitäten sind ein Abbild des momentanen Wissensstands – das zumindest gilt für die meisten Hochschulen und die meisten Lehrpläne. In den ersten 5 Jahren nach seinem Abschluss kann man (zumindest in vielen Fällen) auch tatsächlich noch von dem Vermittelten profitieren. Aber irgendwann muss man feststellen, dass sich die Erfolgsformeln von gestern auf die Herausforderungen der Gegenwart nicht mehr anwenden lassen. Und wenn man dann nicht alles daran setzt, entstandene Wissenslücken auszugleichen, fährt ab da jeder Zug ohne einen ab [eine Erfahrung, die viele von uns schon sehr früh im Matheunterricht haben machen müssen]. Ich hab früher –also wirklich ganz früher– mal für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gearbeitet und dabei ist mir ein Satz in Erinnerung geblieben: „Nichts ist so beständig wie die Veränderung.“ – und das stimmt. Im Zuge dessen werden viele neue Self-Learning-Angebote entstehen. Das bekannteste ist wahrscheinlich die „Khan-Academy“.


Eine Sache fällt auf: Die systematische Verwertung von Daten stellt in 2014 ein wichtiges Thema dar [tatsächlich stehen wir hier erst ganz am Anfang]. Gleichzeitig aber gewinnt auch der Anti-Trend „No Data“ an Bedeutung. Das ist kein Widerspruch, sondern ein durchaus oft zu beobachtendes Phänomen; insbesondere bei Trends mit großen Reichweiteneffekten.

Die Fortsetzung dieses Beitrags und damit 6 weitere Beobachtungen finden Sie hier:12 Trends – 12 Monate – 1 Ausblick! (Teil 2).

Auf bald

Jan Kristof Arndt

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Jan Kristof Arndt
Autor: Jan Kristof Arndt

Innovationsberater und Autor „Von Regelbrüchen … oder der Kunst, merkwürdig zu sein“